Neue Osnabrücker Zeitung, Rubrik Osnabrücker Land,
vom 25. April 2008
Regionales Arznei- und Heilmittelbudget: „Verschrieben wird nur noch das wirklich Notwendige“
fhv OSNABRÜCK. Die niedersächsischen Kassenärzte treten zum wiederholten Mal auf die Kostenbremse: Insbesondere die Ausgaben für Heilmittel sollen gesenkt werden. „Die Ärzte sollen bei ihren Verordnungen genauer hinsehen“, sagte dazu Dr. Norbert Kleyer als beratender Arzt in der Bezirksstelle Osnabrück, „vermutlich wird das auch Auseinandersetzungen mit den Patienten geben.“
Unter dem Druck zur Kostensenkung im Gesundheitswesen haben sich die Kassen-ärztliche Vereinigung in Niedersachsen und die Verbände der Krankenkassen auf ein regionales Arznei- und Heilmittelbudget für das Jahr 2008 verständigt. Demnach wird das Arzneimittelvolumen zum Vorjahr um 3,5 Prozent erhöht. Der Ansatz für Heilmittel (darunter fallen die Physiotherapie, Sprachtherapie und Ergotherapie) jedoch um drei Prozent abgesenkt.
„Dieses Ziel ist erreichbar, wenn man bedenkt, dass die Ärzte in Niedersachsen mit ihren Verordnungen im letzten Jahr deutlich über dem Bundesdurchschnitt lagen“, sagte Kleyer dazu. Falls die niedergelassenen Ärzte die Richtgrößen überschreiten, droht ihnen im Ernstfall eine Ersatzforderung der Kassen: Bei den Heilmitteln wurde ein Regress von 1,5 Millionen Euro und im Arzneimittelbereich von acht Millionen Euro vereinbart.
Für die Patienten bedeutet das: In den nächsten Wochen und Monaten werden die niedergelassenen Ärzte mit ihren Rezepten sehr zurückhaltend sein. „Wer ernstlich krank ist, wird auch weiterhin seine Krankengymnastik oder Bewegungstherapie be-kommen. Darüber hinaus sollen die Patienten aber in die Mitverantwortung genommen werden“, kündigte Dr. Norbert Kleyer an: „Nicht jeder 30-Jährige mit einem Hexenschuss braucht Krankengymnastik. Da genügen oft schon ein paar Schmerztabletten.“ Wichtiger seien Verhaltensänderung und Bewegungsschulung. Bei der Medikamentenverschreibung setzt die Kassenärztliche Vereinigung auf eine Fortsetzung des bisherigen Sparkurses. Also mehr Nachahmerpräparate (Generika) oder Wirkstoff-Verschreibung anstelle von Originalmedikamenten, keine „Wunschverordnungen“ und keine teuren Schein-Innovationen der Pharmakonzerne.
Nach Angaben der Kassenärztliche Vereinigung können die Krankenkassen jetzt erstmals auch die Heilmittelverordnung jedes einzelnen Arztes nachvollziehen. Wer deutlich über dem Durchschnitt liegt, dem drohe nun der Regress.