(Ärzte Zeitung vom 15.06.2009)
BOCHUM (eb). Rückenschmerzen sind der Grund für ein Drittel aller Überweisungen vom Hausarzt an Orthopäden. Die Kommunikation zwischen Hausärzten und Orthopäden lässt einer Studie von Göttinger Forschern zufolge allerdings zu wünschen übrig: Nur selten machten die Hausärzte auf dem Überweisungsformular konkrete Angaben oder gaben Arbeitsaufträge, und nur in einem Drittel der Fälle kam vom Orthopäden ein Befundbrief zurück.
Die Göttinger Forscher um Privatdozent Dr. Jean-Francois Chenot analysierten die Überweisungen eines Quartals von zwölf Hausarztpraxen (Schmerz 23:2, 2009, 173). Ein Drittel der Überweisungen ging zum Orthopäden, wobei in zwei Dritteln dieser Fälle der Wunsch vom Patienten ausging – ein möglicher Grund dafür, dass nur in den seltensten Fällen konkrete Angaben oder Arbeitsaufträge auf dem Überweisungsformular notiert wurden. Ein weiterer Grund könnte die Gestaltung des Formulars sein, die nur sehr wenig Raum für Erläuterungen bietet. In ihrer Selbsteinschätzung, die mittels Fragebögen abgefragt wurde, schätzten die Hausärzte ihre eigenen Angaben allerdings viel ausführlicher ein.
Auch in die andere Richtung sah es mit der Kommunikation nicht gut aus: Trotz Berichtspflicht erhielten die Hausärzte nur in einem Drittel aller Fälle später einen Bericht des Orthopäden. Nur selten machten die Fachärzte Angaben zum Befund. Therapieempfehlungen fanden sich häufiger.
Besonders bedenklich stimmt die Autoren der Studie, dass Begleiterkrankungen und psychologische Faktoren kaum Eingang in die Korrespondenz zwischen den Ärzten finden, denn gerade diese Faktoren sind für die Prognose und für den Behandlungsplan von großer Bedeutung.
„Der Befundaustausch zwischen Hausärzten und Orthopäden ist verbesserungsbedürftig“, folgern die Autoren. „Das übliche Überweisungsformular scheint eine effektive Kommunikation zu verhindern.“ Der jetzige Überweisungsschein (Muster 61) bietet nur 100 Zeichen für Text. Den größten Teil nehmen Abrechnungsfelder ein, die heute wegen der elektronischen Abrechnung keine Rolle mehr spielen. „Es wäre sinnvoll, diesen Platz zu nutzen und den Überweisungsschein etwas zu strukturieren“, so Chenot.
Zwar sei ein krankheitsspezifisches Überweisungsformular angesichts der vielfältigen in der Hausarztpraxis zu behandelnden Erkrankungen nicht wünschenswert, aber eine Verbesserung des Formulars könnte helfen. Die Informationsbedürfnisse der Orthopäden und Hausärzte müssen genauer untersucht werden, um eine optimale leitliniengerechte Patientenversorgung sicherzustellen. In orthopädischen Praxen wäre auch die Verbreitung des Deutschen Schmerzfragebogens sinnvoll, da sie zu etwa 50 Prozent chronische Rückenschmerzen behandeln.